Am Morgen hat uns die Sonne in Evje geweckt und das Zelt blitzschnell auf erfreuliche Temperaturen geheizt. Während Emilia fröhlich ihre wasserabweisende Matschhose an/über deren Grenzen treibt und im taufeuchten Gras rumkrabbelt, bauen wir nach dem Frühstück das Lager ab. Die Mission: die letzten 80km Richtung Südküste zurücklegen und in Arendal etwas städtisches Flair tanken. Wieder geht es auf der Landstraße vorbei an den klarsten Seen, die wir je gesehen haben. Daneben frisches Birkengrün, blühende Kirschen, Weißdorn - alles hat gerade erst den Winter abgeschüttelt.
In Arendal erwartet uns eine urbane Infrastruktur mit einem sehr schicken Parkhaus - in einen Stollen hineingebaut und mit Spots im Boden beleuchtet (Emilia findet das unheimlich und hält beim Aussteigen ihren Teddy gaaaanz fest im Arm). Der "Gästehafen" ein Schmuckstück aus alter und neuer Architektur und städteplanerischem Geschick. Lediglich das Kreuzfahrtschiff "The World" mit amerikanischen Dauerbewohnern, die sich am Hafen in den Cafés rumtreiben, stört das Kleinstadt-Idyll und wirkt ein paar Nummern zu groß für den beschaulichen Ort.
Wir essen gigantisch leckere Fischsuppe in einem Restaurant, Emilia turnt auf den Holzbohlen der Veranda herum und alles ist super, bis kurzzeitig eine schrille amerikanische Stimme ohne 'hello, do you speak English...' oder andere überflüssige Vorrede den Kellner förmlich überfällt: "do you have herring?! with onions?!" Eine kleine ältere Dame steht resolut am Eingang, ihre weibliche Begleitung wendet sich bei "with onions" angewidert ab "not for me!" Der Kellner meistert die Situation professionell-freundlich und die beiden ziehen wieder ab: "maybe at the hotel?" Man weiß es nicht, ob sie noch fündig wurden. Wir haben nach unserem Essen jedenfalls die paar winzigen Gässchen Altstadt mit Holzhäusern für uns alleine.
Auch in den anderen kleinen Seaside Resorts entlang der Südwestküste sind wir im Laufe des Nachmittags ziemlich alleine als Touris. In Grimstad und Lillesand stehen viele süße blitzblanke weiße Holzhäuschen, die Cafés schließen bereits um 16:00 und so fahren wir zum Campingplatz raus auf eine kleine Halbinsel. Rund um uns herum wieder Wasser, schöne Ausblicke und rote Holzhüttchen. Wir erreichen erwartungsfroh den Campground. Tja. Pech gehabt. Seeblick und Wasserzugang haben maximal die Dauercamper mit ihren Wohnwägen samt festem (!!) Anbau. Zelter werden zwischen hübsch säuberlich gereihten Buchenhecken "gelagert" in Reihe A-E. Man ahnt, wie es im Hochsommer aussehen dürfte. Den nächsten kleinen Stimmungsdämpfer bekommen wir, als uns klar wird, wie nass die Wiese an der Stelle ist, an der wir das Zelt aufgebaut haben: Emilias Matschhose ist durchweicht, die Picknickdecke vorm Zelt auch. Egal. Die Sonne brennt von oben, das Zelt wird umgezogen und Emilia tollt ohne Hose über Schlafsäcke und Isomatten im Zelt. Für die Größen zwei Bier und die Lage ist wieder unter Kontrolle...
Abends zieht der Nebel vom Meer rein (es muss hier irgendwo sein, aber wir sehen es nicht...) und die Möwen kreisen laut und frech über unseren Köpfen. In der Ferne ertönt mehrfach das Horn von einem Dampfer. Vielleicht "The World"?
Mittwoch, 22. Mai 2013
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen